SXF
Schönefeld Nord

Zweiphasiger städtebaulich freiraumplanerischer Wettbewerb 2022
2. Preis / 158 ha / Gemeinde Schönefeld / mit Studio Wessendorf

LEITBILD
Die große Chance des Ortes ist die hohe Lagegunst des BER, seine sehr gute Anbindung durch den ÖPNV und die starken landschaftlichen Qualitäten in Einklang zu bringen. Die neuen Quartiere legen sich mit prägnanten grünen Ausbuchtungen an die bestehende Siedlungsstruktur. Dadurch wird die Oberfläche am Park ähnlich einer bewegten Küstenlinie vergrößert und viele Wohnlagen an einer räumlich diversifizierten grünen Landschaft geschaffen. Auf Höhe des neuen, urbanen Stadtteilzentrums wird das Grün wie durch einen großen Landschaftstrichter bis in die letzte Pore aufgesogen. So wird das neue Zentrum mit der landschaftlichen Weite in direkte Beziehung gesetzt und zur Drehscheibe zwischen Flughafen, Schönefeld Nord und der Landschaft. Dabei verwebt sich der verästelnde Grünraum fjordartig mit Seitenarmen, die Querbezüge der bestehenden Siedlung aufgreifen. So wird der bereits bestehende Stadtteil Schönefeld Nord weitergebaut, indem das Grundgerüst des öffentlichen Raumes aufgegriffen, dabei jedoch räumlich, funktional und qualitativ diversifiziert wird. Bei maximaler Vernetzung von Stadt und Landschaft wird Urbanität in Zeiten der mobilen Wende neu gedacht. Ein durchgrünter und durchmischter Stadtteil der Zukunft soll hier entstehen. Das großzügig dimensionierte Gerüst der vor der mobilen Wende gebauten und geplanten Strukturen wie die Hans-Grade-Allee und der Planstraßen werden zeitgemäß interpretiert und multicodiert in die Quartiersstruktur integriert. Die Erschließungsboulevards und der Parkway erhalten prägnante Grünelemente wie Alleen und Retentionsräume und fügen sich zu einem inneren grünen Loop, der die verschiedenen Nachbarschaften miteinander verbindet. Das feinmaschige Netz aus Fuß- und Radwegen verschiedener „Geschwindigkeiten“ schafft zusammen mit Bus, U- und S-Bahn ein optimales und attraktives Angebot alternativer Verkehrsformen und ist eine ideale Voraussetzung für ein autoarmes Modellquartier in Brandenburg. Der neue Stadtteil wird keine Schlafstadt, sondern ein lebendiges, durchmischtes Stadtquartier sein. Dabei nimmt der Anteil gewerblicher Nutzung und die Dichte graduell von Süden nach Norden ab. Insgesamt werden gut 5.300 Wohneinheiten für 10.600 neue Bewohner, ca. 360.000 qm Fläche für Büro, Dienstleistung und Gewerbe sowie einem vielfältigen Angebot an Nutzungen des Gemeinbedarfs in attraktiven Lagen geschaffen.

FREIRAUM
Die offene Landschaft des Mauerstreifens und der angrenzenden extensiven Parks wird in ihrer Qualität für den neuen Stadtteil Schönefeld Nord erkannt und großzügig fließend in das neue Zentrum hinein gezogen. Von Nord nach Süd erhält die Landschaft einen Verlauf von extensiv zu intensiv, der sich auch in den schmalen Grünkeilen zeigt. In diesem Saum sowie an den Schnittstellen zwischen Landschaft und urbanem Quartier werden Gemeinschaftsgärten, Spiel- und Sportflächen und Baumgruppen oder Waldsplitter angeordnet. Möglichst jeder dort wohnende Bürger soll Zugang und / oder Blick auf Grün erfahren dürfen. Skaten, Klettern, Gärtner, Fußball- oder Volleyballspielen, Urban Fitness oder Treffen und Ausruhen auf großen Liegewiesen bieten ein Angebot für alle Generationen im Freiraum. Dichte Bereiche wechseln mit offenen, weiten, wilderen Partien und schaffen ein vielfältiges Landschaftserleben. Auch die Bestands-Biotope werden in den Kanon an Freiraum-Kategorien integriert. Wege mit unterschiedlichen Hierarchien leiten die Bürger durch den Park und bieten Erholung sowie direkte kurze Erschließung. Die Entscheidung zur angemessen dichteren Bebauung schafft ausreichend Platz für Grün. Als nachbarschaftliches Zentrum jedes Quartiers wird ein urbaner Platz verortet, der als Treffpunkt und Aufenthaltsort sowie für kleine Veranstaltungen der Anwohner dienen kann. Entsprechend der anliegenden besonderen Gebäude wird der Charakter der Plätze individuell gestaltet. Der zentrale Rathausplatz an S- und U-Bahn ist der Auftakt und das Entree für den gesamten Stadtteil und somit Dreh- und Angelpunkt.

RATHAUSPLATZ

Der zentrale Platz im Scheitelpunkt des Stadtparks bildet die neue Ortsmitte, die Drehscheibe zwischen Flughafen, Schönefeld Nord und der Landschaft. Das verschränkte Raumgefüge wird vom Rathaus, der Mehrzweckhalle, einer neuen Bibliothek und weiteren öffentlichen Nutzungen flankiert und verbindet verschiedene Funktionen des Ankommens und Verweilens miteinander. Das Rathaus dreht sich als solitäres Pioniergebäude mit Strahlkraft in den Raum, inszeniert damit eine Torsituation zum anschließenden Raumgefüge des Parks und leitet in das westliche Zentrum. Grüne, intensiv bepflanzte Inseln lockern den Rathausplatz auf und bieten mit einer großen Anzahl an Bäumen beschattete Aufenthaltsmöglichkeiten. Die zentrale, flache Wasserscheibe mit Fontänen markiert den urbanen Platz und schafft eine angenehme Kühle in den Sommermonaten. Das neue Zentrum spannt sich zwischen Stadtplatz und den bestehenden Ortsteil. Dabei steht es in Synergie mit der weiter im Osten anschließenden produktiven Stadt. Die Pestalozzi-Straße wird in die neue Gestaltung integriert.

 

SOZIOKULTURELLES SPORTZENTRUM

An der zweiten nördlichen U-Bahnstation entsteht das soziokulturelle Sportzentrum mit einem ganz anderen, landschaftlichen und dennoch nutzungsintensiven Charakter. Hier geht das große Gymnasium mit den schulischen und öffentlichen Sportflächen, dem neuen Mehrzweckbad und dem zentralen Sportzentrum einen räumlichen und funktionalen Verbund ein. Die U-Bahn-Station fungiert als markante Landmarke im Park, sodass sie aus allen Himmelsrichtungen und aus allen neuen Quartieren gut sichtbar ist und als Orientierungspunkt dient. Der Aussichtsturm kann begangen werden und nimmt in seinem EG-Ring öffentliche Nutzungen wie Radstation, Kiosk und U-Bahn-Zugänge auf. Der Turm wird mit seinem Volumen als Wasserspeicher eingesetzt, welches durch PV-Fassaden erwärmt wird und wird somit zentraler Bestandteil des Energiekonzepts.